Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten
Interdisziplinäre Behandlung von Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten
Broschüre: Elterninformation Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten
Ausführliche Informationen rund um Behandlung, Kontrolle, Hilfen uvm. Broschüre (PDF)
Kieferorthopädie
KFO
Ein neugeborenes Kind mit einer Spaltbildung sollte bereits in den ersten Lebenstagen dem Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgen und dem Kieferorthopäden des LKG-Spaltzentrums vorgestellt werden, um es während seiner Entwicklung zu beobachten und medizinisch zu begleiten.
Bei einem Neugeborenen mit einer Gaumenspalte sind Mund- und Nasenraum nicht vollständig getrennt.
Es kann dadurch zu Problemen beim Saugen und Trinken kommen. Auch kann die Zungenlage durch eine Gaumenspalte verändert sein, so dass die frühe Lautbildung und in seltenen Fällen die Atmung beeinträchtigt sein können.
Gaumenplatte
Durch die Eingliederung einer Gaumenplatte werden bereits in den ersten Lebenstagen separate Funktionsräume von Nase und Mund hergestellt. Wie ein gesundes Neugeborenes an der Mutterbrust, kann das Kind beim Trinken mit seiner Zunge an der Gaumenplatte „arbeiten“. Dadurch werden die Lage und Funktion der Zunge als wichtige Voraussetzung für die Entwicklung des Oberkiefers normalisiert.
Darüber hinaus hat die Gaumenplatte die Aufgabe, das Wachstum der geteilten Kieferabschnitte zu steuern. So werden die Voraussetzungen für einen spannungsfreien Lippen- und Gaumenverschluss verbessert.
Es bestehen jedoch auch Behandlungskonzepte, bei denen auf die Therapie mit einer Gaumenplatte verzichtet wird, ohne dass hierdurch Nachteile für diese Patienten belegt wurden. Besonderheiten der Zahn- und Kieferentwicklung bei Ihrem Kind machen regelmäßige Kontrollen notwendig, damit Abweichungen rechtzeitig erkannt und kieferorthopädische Maßnahmen eingeleitet werden können.
Die kieferorthopädische Behandlung bzw. Überwachung erstreckt sich im Allgemeinen über den gesamten Zeitraum der Gebissentwicklung bis zum Abschluss des Wachstums.
Allgemeine Zahnheilkunde
ZHK
Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen bedürfen einer ganz besonderen Betreuung durch den Hauszahnarzt. Aufgrund möglicher Zahnfehlstellungen besonders im Oberkiefer ist die Zahnreinigung in nicht wenigen Fällen erschwert. Darüber hinaus weisen spaltrandnahe Zähne öfter Veränderungen des Schmelzes auf, die vom Zahnarzt besonders beobachtet und ggf. behandelt werden müssen. Vorbeugende Maßnahmen zur Verhinderung von Karies bestehen vor allem in der konsequenten sorgfältigen Zahnpflege sobald die ersten Milchzähne durchgebrochen sind.
Mund-Kiefer-Gesichts-Chirurgie
MKG
Abhängig vom Ausprägungsgrad der Fehlbildung sind meist mehrere Operationen erforderlich. Reihenfolge und Zeitpunkte dieser Einzeloperationen sind je nach Gewichtung des Therapiezieles an den verschiedenen Behandlungszentren unterschiedlich, ohne dass bisher ein entscheidender Vorteil des einen oder ein wesentlicher Nachteil des anderen Therapiekonzeptes belegt wurde.
Lippenspalt-Operation
Die chirurgische Therapie beginnt bei Spaltformen mit Lippenbeteiligung in der Regel mit dem Lippenspaltverschluss im Alter von 3 – 6 Monaten, abhängig von der allgemeinen Entwicklung des Säuglings. Bei der Operation werden die Lippen- und Nasenfehlbildung korrigiert. Wesentlich ist dabei die Herstellung der normalen Lippenfunktion durch die exakte Vereinigung der entsprechenden Lippen- und Gesichtsmuskulatur.
Abweichungen des knorpeligen Teils der Nase werden meist in einer späteren Phase der Gesichtsentwicklung korrigiert. Bei unterschiedlichen Spaltformen können verschiedene Verfahren indiziert sein.
Gaumenspalt-Operation
Wesentliches Ziel der Gaumenspalt-Operation ist die Herstellung eines gut funktionierenden und ausreichend langen Gaumensegels. Dadurch wird der Abschluss zwischen Mund- und Nasen-Rachen-Raum zur Normalisierung von Atmung, Ernährung und Sprechen ermöglicht.
Gleichzeitig kann die Belüftung des Mittelohres verbessert werden.
In Abhängigkeit von der Spaltform können unterschiedliche Operationsverfahren indiziert sein.
Knochentransplantation
Vor allem bei kompletten Spaltformen sind im Alter von 8-11 Jahren Knochentransplantationen in den Kieferbereich sinnvoll, da sie dem Kieferorthopäden die Einordnung der durchbrechenden bleibenden Zähne erleichtern.
Korrekturoperationen
Ziel aller Behandlungen ist es, bis zur Einschulung ein unauffälliges Aussehen zu erreichen sowie eine normale Sprechfunktion herzustellen, um eine ungestörte schulische Entwicklung zu ermöglichen.
Daher sollen bei eingeschränkter Sprechverständlichkeit oder bei nicht zufriedenstellendem Aussehen Korrekturoperationen rechtzeitig vor der Einschulung, d. h. bis zum 5. / 6. Lebensjahr, durchgeführt werden.
Nasenoperation
Auch bei optimal verlaufener Erstoperation können manchmal Fehlbildungen der äußeren und inneren Nase verbleiben. Eine unsymmetrische Nasenspitze oder schief stehende Nasenscheidewand können zu funktionellen und ästhetischen Störung führen. Je nach Ausprägung werden Nasenkorrekturen dann als sinnvoll erachtet.
Broschüre: Elterninformation Lippen-Kiefer-Gaumen-Spalten
Ausführliche Informationen rund um Behandlung, Kontrolle, Hilfen uvm. Broschüre (PDF)
Pädaudiologie (PP)
Gehör
Kinder mit Lippen-Kiefer-Gaumen-Fehlbildungen leiden häufiger als andere Kinder unter Hörstörungen, insbesondere wenn die Muskulatur im Bereich des weichen Gaumens (Gaumensegel) nicht vereinigt ist. Dadurch kann das Mittelohr über die Verbindung zum Rachen (Eustachische Röhre, Ohrtrompete) nicht belüftet werden. Es entsteht ein Unterdruck, der zu einer Flüssigkeitsansammlung hinter dem Trommelfell und damit zu einer Schallleitungsschwerhörigkeit führt.
Deshalb sind regelmäßige Kontrollen des Hörvermögens und des Ohrbefundes erforderlich. Zumindest in den ersten Lebensjahren sollten regelmäßige, etwa 1/2 jährliche Kontrollen stattfinden. Erkrankungen des Mittelohres werden durch die Kombination von Ohrmikroskopie und Hörprüfung sicher erkannt. Dies erfolgt meist in einer Pädaudiologie oder (seltener) bei spezialisierten HNO-Ärzten.
Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde (HNO)
Hörstörungen
Das Hörvermögen kann bei fast allen Kindern bereits durch das Legen kleiner Belüftungsröhrchen (Paukenröhrchen) durch einen HNO-Arzt wiederhergestellt werden (siehe Abbildung).
In seltenen Fällen kommt es zu chronischen Mittelohrentzündungen, die von spezialisierten HNO-Ärzten operativ behandelt werden müssen.
Phoniatrie / Logopädie (LOGO)
Sprechen – Sprache – Stimmklang
Voraussetzung für die normale Sprachentwicklung und Lautbildung (Artikulation) sind ein gutes Hörvermögen sowie das ungestörte funktionelle Zusammenspiel der Lippen-, Zungen- und Gaumenmuskulatur. Beides kann bei einem Kind mit Spaltbildung beeinträchtigt sein. Deshalb sollten das Gehör und die Lautentwicklung des Kindes schon im Säuglings- und Kleinkindalter beobachtet und die Sprachentwicklung regelmäßig in der Phoniatrie oder Logopädie überprüft werden.
Gleichzeitig wird dort auch darauf geachtet, ob der Stimmklang durch ein offenes Näseln verändert ist. Wenn erforderlich, kann die logopädische Übungstherapie zwischen dem 2. und 4. Lebensjahr begonnen werden.